Führung aus dem Home-Office

Was gestern noch nicht möglich war, ist heute Realität. Viele Führungskräfte müssen sich neu definieren!

Mit einem harten Schlag hat die Corona-Krise die Arbeitssituationen und organisatorischen Abläufe vieler Beschäftigter weltweit verändert. Gerade die administrativen und vertrieblichen Bereiche in einem Unternehmen mussten von heute auf morgen ihre Tätigkeiten und den Büroalltag nach Hause verlegen. Viele Unternehmen standen vor der Herausforderung, zunächst ihren Digitalisierungsgrad zu erhöhen, um ihren Mitarbeitern überhaupt die Chance zu geben, von zu Hause aus zu arbeiten. Andere waren technisch darauf schon vorbereitet. Aber welche Konsequenzen hat diese neue Umgebung, die sich vermutlich so schnell auch nicht verändern wird, auf die Zusammenarbeit von Mitarbeitern - vor allem für Führungskräfte? Neue Wege der Kommunikation müssen genutzt werden! Alte Führungsmuster und dazugehörige Führungskompetenzen haben ausgedient!
Viele Unternehmen verkaufen sich modern, digital und agil am Arbeitsmarkt. Dennoch stellen wir immer wieder fest, dass Unternehmen und Führungskräfte sehr traditionell eingestellt sind, wenn es um die Diskussion von Home-Office-Lösungen geht. Mal einen Tag von zuhause arbeiten ist okay, aber grundsätzlich seinen Arbeitsplatz ins Home-Office zu verlegen ist nicht gern gesehen. Die aktuelle Situation zwingt aber Unternehmen und Führungskräfte zu einem schnellen Umdenken.

Kontrollverlust muss nicht sein!

Viele Führungskräfte fragen sich nun, wie führe ich mein Team, wenn wir uns nicht täglich im Büro sehen? Arbeiten meine Mitarbeiter effektiv, wenn sie zuhause sind? Diese Situation ist für beide Seiten, Mitarbeiter wie auch Führungskraft, ungewohnt. Es kommt zu Ungewissheit und den Sorgen, wie das Zusammenspiel in der Zukunft funktionieren kann. Führungskräfte sehen sich einem gewissen Kontrollverlust ausgesetzt. Das muss nicht sein, Zusammenarbeit funktioniert auch dezentral, aber nur anders! Hierzu sind allerdings feste Regeln und andere Führungskompetenzen gefragt.
Ein wichtiges Stichwort bei der Remote-Führung lautet: Vertrauen! Als Manager muss ich meinen Mitarbeitern vertrauen, dass sie selbstbestimmt entscheiden können, wo und wie sie am produktivsten arbeiten können. Denn Produktivität lässt sich nicht an einer physischen Präsenz im Büro ableiten oder messen. Feststeht aber auch, dass ein gewisser Rahmen gesetzt werden muss, die gemeinsame Kommunikation zu gewährleisten. Der Plausch am Kaffeeautomat, der kurze Besuch im Büro oder das gemeinsame Mittagessen fallen weg. Führungskräfte müssen neue Regeln der Kommunikation festlegen und proaktiv auf ihre Mitarbeiter zugehen. Nur so kann das Vertrauen in beide Richtungen aufgebaut werden.

Nicht jeder Mitarbeiter ist gleich. Einigen fällt es leichter, sich zuhause zu organisieren und ihren Tagesablauf effektiv zu gestalten. Andere benötigen feste Strukturen und Unterstützung. Um auf die einzelnen Bedürfnisse der Mitarbeiter einzugehen, müssen individuelle Einzelgespräche geführt werden, um die Erwartungshaltungen auf beiden Seiten zu klären. Nur so kann das Management helfen und die Selbstorganisation bei seinen Mitarbeitern stärken. Neben den 1:1-Gesprächen sind regelmäßige Video-Meetings zu festgelegten Zeiten mit dem Team erforderlich, um die gemeinsamen Ziele und Aufgaben zu besprechen. Aber auch hierfür sind gewisse Spielregeln wichtig. Versenden Sie immer eine Agenda mit max. 5 Punkten und einem festen Zeitplan mit der Einladung zum Meeting und überlegen Sie sorgfältig, wer zu welchen Themen und Meetings auch wirklich eingeladen werden muss. Denn nichts ist ermüdender, als die Teilnahme an Besprechungen, zu denen man nichts beitragen kann.  Ergebnisse sollten im Nachgang mit definierten Aufgabenstellungen, Zielen und Abgabezeiten transparent zusammengefasst werden.

Wie können Führungskräfte ihre Sorge nach Kontrollverlust begegnen?

Nicht die reine Anwesenheit im Büro bzw. am Schreibtisch, sondern die Ergebnisse eines Mitarbeiters oder eines Teams spiegeln die Produktivität und die Qualität ihrer Arbeit wieder. Starre Zeitkorsetts demotivieren und behindern, flexible Arbeitszeitmodelle sind an dieser Stelle gefragt. Unternehmen sollten daher auf die Leistung ihrer Mitarbeiter achten und nicht nur auf abgeleisteten Stunden. Hierzu bedarf es ein individuelles Bewertungssystem und Maßstäbe nach denen Führungskräfte ihre Mitarbeiter bewerten und kontrollieren können. Ein guter Manager zeichnet sich dadurch aus, dass er sich über alternative Erfolgsmesswerte Gedanken macht, sie benennen und kontinuierlich optimieren kann. Um die Arbeitsergebnisse zu messen und zu bewerten sind wir wieder bei proaktiver Kommunikation. Genauso wie das morgendliche Kurzmeeting auf dem Shop Floor zum heutigen Alltag gehört, so kann auch ein tägliches kurzes Video-Meeting funktionieren, um die Projekte und Prioritäten zu planen, Störungen im Ablauf zu beseitigen oder den Teamgedanken zu stärken. Wichtig dabei ist aber immer, dass die Führungskraft mit gutem Beispiel vorangeht und die Spielregeln der Kommunikation einhält. Nur so kann es sich auf das Team und Projektgruppen übertragen.

Zusammenfassend empfehle ich: Vertrauen Sie Ihren Mitarbeitern, kommunizieren Sie proaktiv, achten Sie mehr auf Arbeitsergebnisse als auf Präsenzzeiten und stärken Sie das Wir-Gefühl! Bewerten Sie die aktuelle Situation nicht als Krise, sondern sehen sie als Chance an! Nutzen Sie die Herausforderungen, um sich persönlich und als Manager weiterzuentwickeln, optimieren Sie Ihren Führungsstil und damit letztendlich auch Ihre eigenen Abteilungsergebnisse.